[Economics] Germany's Recession Explained - Relevant and Myths separated from each other
In diversen Ländern ist in 2020 das Wirtschafswachstum eingebrochen. Der Grund hierfür ist ein negativer Preisschock. Die meisten der hiervon betroffenen Länder konnten diesen Preisschock jedoch überwinden. Deutschland steckt aber in seiner Rezession fest. Seit 2022 gibt es nahezu kein Wirtschaftswachstum mehr.
Die Ausgangslage
Deutschland befindet sich eindeutig in einer Rezession. Genauso wie die übrigen großen Euro Mitgliedsstaaten Frankreich, Italien und Spanien ist in Deutschland das BIP in 2020 eingebrochen. Nach dem Einbruch von 2020 und dem Aufschwung von 2021 stagniert das Wirtschaftswachstum. Die Nachfrage nach den hiesigen Waren und Dienstleistungen ist inflationsbereinigt also weiterhin auf dem von 2021. Gleichzeitig haben es die übrigen großen Euro Mitgliedsstaaten Frankreich, Italien und Spanien geschafft nicht in einer Rezession zu verharren sondern Wirtschaftswachstum zu erreichen.
Es drängen sich unweigerlich die Fragen auf was diese Staaten gemeinsam haben als dass sie einen vergleichbaren Einbruch in 2020 hatten und worin der Unterschied besteht als dass ausgerechnet Deutschland in Rezession verharrt.
Zwar gibt es verschiedene Erklärungsversuche für die Rezession, allerdings sind nicht alle relevant. Herleitungen die Bürokratie, einen vermeintlichen Fach- oder Arbeitskräftemangel als Ursache sehen können unmittelbar können verworfen werden. Deutschland hat keinen nennenswerten Fach- oder Arbeitskräftemangel, alleine schon da die Rezession zu Werksschließungen und steigender Arbeitslosigkeit führt. Und die Vorstellung dass nur Deutschland ganz plötzlich Bürokratie oder ganz plötzlich zu viel Bürokratie hat darf mangels Logik ebenfalls verworfen werden. Es drängen sich unweigerlich die Fragen auf was die betroffenen Staaten gemeinsam haben als dass sie einen vergleichbaren Einbruch in 2020 hatten und worin der Unterschied besteht als dass ausgerechnet Deutschland in Rezession verharrt.
[1, OVGD]Der Preisschock
Infolge verschiedener Ereignisse kam es vielerorts zu einem negativen Preisschock. Genauso schnell wie die Inflationsrate in den betroffenen Ländern angestiegen ist, ist diese auch wieder gesunken. Konkret wurden Importe und speziell Energieimporte teurer. Das heißt dass Länder mehr für Importe und speziell für Energieimporte bezahlen als vorher.
Das heißt dass Länder mehr für Importe und speziell für Energieimporte bezahlen als vorher.
Angetrieben wurde dieser negativen Preisschock durch die Maßnahmen infolge der Corona Pandemie, die Auswirkungen vom Krieg in der Ukraine und politische Fehlentscheidungen. Lieferketten wurden unterbrochen und Güter mussten zu neuen Bedingungen sowie Preisen ersetzt werden. Der hohe Anteil an Energieimporten aus Russland und der politische Bruch mit Russland haben Energieimporten verteuert. Im speziellen werden Energieträger aus anderen Herkunftsländern importiert. Dazu kommt dass Energieträger weiterhin aus Russland aber teuer über Schiffe anstatt günstig über Pipelines importiert werden.
[1, ZCPIN]
Abgesehen von den Auswirkungen vom Krieg in der Ukraine hat EU bereits einen anderen wesentlichen Schritt unternommen um den Preis für Erdgas zu erhöhen.
Noch vor dem Beginn des Russland-Ukraine-Krieges wurde der Markt für Erdgas in die EU liberalisiert.
Früher waren Erdgaslieferungen in die EU über langfristige Verträge vereinbart.
Hierbei können flexible Liefervolumen mit Mindest- und Höchstabnahmemengen festgelegt werden.
Und der Preis kann zum Teil konstant und zum Teil an den aktuellen Preisen gebunden werden.
Hohe Preise werden hierbei zugunsten mehr Planungssicherheit aufgegeben.
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Infolge der Liberalisierung wurden niedrige Preise und Planungssicherheit zugunsten einer Flexibilität aufgegeben. Bei einem der wichtigsten Handelspunkte für Erdgas in Europa lag der Durchschnittspreis für etwa ein Jahrzehnt bei ca. 20 Euro/MWh. Und bereits vor Kriegsausbruch am 24. Februar 2022 stieg der Preis für Erdgas im Januar 2022 auf ca. 80 Euro/MWh an. Die daraus resultierenden Preiserhöhungen von Erdgas und Strom noch vor dem 24. Februar 2022 sind deutlich sichtbar. [4] [5]
[2] [2, alt] [3] [3, alt]Nachdem die deutsche Bundesregierung im Juni 2022 die zweite von drei Stufen die sogenannte Alarmstufe ausgerufenen hat wurde der Einkauf von Gas für die hiesigen Gasspeicher unter staatliche Verwaltung gestellt. Die darauf folgende Preissteigerung lässt sich im wesentlichen auf die Entscheidungen der deutsche Bundesregierung zurückführen, die hiesigen Gasspeicher so schnell wie möglich zu füllen. Die deutsche Bundesregierung hatte in der Öffentlichkeit die Absicht das Land für eine drohende Knappheit von Erdgas zu sichern. Hierfür hat die Firma Trading Hub Europe (THE) den hoheitlichen Auftrag erhalten die Gasspeicher mit der technisch maximalen Geschwindigkeit zu befüllen. Auf den Preis sollte beim Einkauf explizit nicht geachtet werden. [6] [7]
Dieses Verhalten hat zwei vorhersehbare Konsequenzen mit sich gebracht. Dadurch dass eben nicht auf den Preis geachtet werden sollte wurden unweigerlich auch überhöhte Preise bezahlt. Tatsächlich stieg der Preis seit Juni 2022 von ca. 80 Euro/MWh auf bis 337 Euro/MWh. Und das Geld für diese Preise schlägt sich unweigerlich auf die Preise für die Verbraucher um. [8]
Dieses Verhalten war weder zielführend noch notwendig. Der Einkauf hätte auch über früher beginnen und eine längere Zeit stattfinden können. Hierzu hätten Termingeschäfte vereinbart werden können. Die Gasspeicher hatten zu Beginn einen Füllstand von ca. 50% und wurden dann innerhalb von 6 Monaten bis in den Winter gefüllt. Gerade im Winter ist der Bedarf durch die Heizsaison höher. Dazu kommt dass die Gasspeicher Ende März 2023 noch einen Füllstand von ca. 60% hatten. Die daraus resultierenden Preiserhöhungen von Erdgas am Großhandelsmarkt sind deutlich sichtbar. [9]
[8]Die Nachfragelücke
Das die vom Preisschock betroffenen Länder mehr für Importe und speziell für Energieimporte mehr bezahlen als vorher ist bereits ein Problem, da mehr Nachfrage aus dem Binnenmarkt für Importe gebunden wird. Dazu kommt dass die Mehrkosten nicht im gleicher Höhe als Nachfrage nach Exporten zurückfließt. Die so vom Preisschock betroffenen Länder müssen folglich mehr für Importe aufbringen und verlieren gleichzeitig Nachfrage und damit Beschäftigung. Wenn die zusätzlichen Kosten für die Importe in Nachfrage nach Exporten ausgeglichen wäre, dann wären die betroffenen Länder insgesamt weniger Wohlhabend aber es gäbe die gleiche Nachfrage und damit Beschäftigung. Das die vom Preisschock betroffenen Länder fehlt es also an Nachfrage.
Die so vom Preisschock betroffenen Länder müssen folglich mehr für Importe aufbringen und verlieren gleichzeitig Nachfrage und damit Beschäftigung.[1, UVGD] [1, UXGS] [1, UMGS] [1, UBCABOP]
Wenn die zusätzlichen Kosten für die Importe in Nachfrage nach Exporten ausgeglichen wäre, dann wären die betroffenen Länder insgesamt weniger Wohlhabend aber es gäbe die gleiche Nachfrage und damit Beschäftigung.
Für Deutschland kommt hinzu, dass seit der Währungsunion wachsende Außenhandels- und Leistungsbilanzüberschüsse sowie eine Exportabhängigkeit bestehen. Diese Außenhandels- und Leistungsbilanzüberschüsse wurden durch Lohnzurückhaltung und die Abschaffung von Wechselkursen seit der Währungsunion erreicht. Infolge der Lohnzurückhaltung stagnierte jedoch die Binnenwirtschaft. Löhne sind die größten Kosten für die einen Unternehmen und gleichzeitig die größten Einnahmen für die jeweils anderen Unternehmen. Infolgedessen sind Außenhandels- und Leistungsbilanzüberschüsse in Deutschland der wesentliche Treiber für Nachfrage geworden. Mehrkosten für Importe und speziell für Energieimporte treffen die Menschen in Deutschland infolge der Lohnzurückhaltung besonders schwer.
[Wirtschaft] Deutschlands Rezession erklärt - Möglichkeiten des Handelns - 2025-11-26
[Wirtschaft] Deutschlands Rezession erklärt - Mythen und Sackgassen - 2025-11-28
Src:
[1] AMECO database
https://economy-finance.ec.europa.eu/economic-research-and-databases/economic-databases/ameco-database_en
[2] Strompreis aktuell: So viel kostet die Kilowattstunde 2025-08-10
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Strompreis-aktuell-So-viel-kosten-die-Kilowattstunden,strompreis182.html
https://storage.googleapis.com/ndrdata-csv-cors/inflation/strompreis/verivox_12_month_electricity_price_weighted_mean_long_dw.csv?v=1756235824501
[3] Gaspreis aktuell: So viel kostet die Kilowattstunde 2025-08-27
https://www.ndr.de/nachrichten/info/Gaspreis-aktuell-wie-viel-kostet-Kilowattstunde,gaspreis142.html
https://storage.googleapis.com/ndrdata-csv-cors/inflation%2Fgaspreis%2Fverivox_12monthgasprice_weighted_mean_long_dw.csv?v=1756361052004
[4] Warum die EU mitverantwortlich für die hohen Gaspreise ist - 2021-11-04
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuropa/politik/russland-gaspreise-gazprom-eu-100.html
[5] Despite short-term pain, the EU’s liberalised gas markets have brought long-term financial gains - 2021-10-22
https://www.iea.org/commentaries/despite-short-term-pain-the-eu-s-liberalised-gas-markets-have-brought-long-term-financial-gains
[6] Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz ruft Alarmstufe des Notfallplans Gas aus – Versorgungssicherheit weiterhin gewährleistet - 2022-06-23
https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2022/06/20220623-bundesministerium-ruft-alarmstufe-des-notfallplans-gas-aus.html
[7] Wie ein gelernter Schornsteinfeger massenhaft Gas für Deutschland kauft - 2022-08-04
https://www.spiegel.de/wirtschaft/energiekrise-die-gashamster-zu-besuch-bei-trading-hub-europe-a-d663942e-bd73-453c-b5bb-bd87aef4df03
[8] Gaspreise Großhandel in EUR/MWh
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Gasversorgung/aktuelle_gasversorgung/_svg/Gaspreise/Gaspreise.html
[9] Verlauf der Speicherfüllstände in Prozent
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Gasversorgung/aktuelle_gasversorgung/_svg/Gasspeicher_Fuellstand/Speicherfuellstand.html
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