[Wirtschaft] Der britische Finanzfluch - Kosten und Prozesse 2020-10-03

Im Oktober 2018 hat SPERI (Sheffield Political Economy Research Institute) eine Studie über den Einfluss des Finanzsektors von Großbritannien und der City of London auf die Volkswirtschaft von Großbritannien veröffentlicht. Die Studie von Andrew Baker, Gerald Epstein und Juan Montecino trägt den Namen "The UK’s Finance Curse? Costs and Processes". Darin wurden einige beeindruckende Erkenntnisse veröffentlicht. Die Studie gibt an dass die Volkswirtschaft von Großbritannien sich wesentlich besser entwickelt hätte wenn der Finanzsektor kleiner wäre und sich mehr auf andere produktive Bereiche der Wirtschaft konzentrieren würde.

Nach der Studie von SPERI hat der Finanzsektor die Volkswirtschaft von Großbritannien zusätzliche Kosten verursacht. Und mit der Studie von SPERI wurde das erste mal eine quantitative Bewertung erstellt. Diese Kosten sollen sich für den Zeitraum zwischen 1995 und 2015 auf 4.500 Milliarden britische Pfund belaufen. Dies entspricht im Durchschnitt 225 Milliarden britische Pfund pro Jahr, wobei jedoch zu beachten ist dass der tatsächliche Wert über die Zeit angewachsen ist. [1] [1,p.1] [1,p.3]

Von den 4.500 Milliarden britische Pfund entfallen 2.700 auf die Fehlallokation von Ressourcen. Hierbei wurden Investitionen und Ressourcen durch den Finanzsektor von aus der Realwirtschaft abgezogen. Und 1.800 Milliarden der 4.500 Milliarden britische Pfund entfielen auf die Weltfinanzkrise von 2008, nach der Regierungen große Geldmengen in den Finanzsektor gesteckt haben. Als Konsequenz wird angegeben dass das BIP von Großbritannien mit einem entsprechend geringeren Finanzsektor um 14% höher wäre. [1] [1,p.1] [1,p.8]

Der Finanzsektors und auch die City of London werden oft als profitabel für die Realwirtschaft beschrieben. Hierbei wird existiert ein Narrativ nach dem der Finanzsektors für Investitionen, höhere Steuereinnahmen und Gewinne aus Exporten sorgt. Wie die Studie von SPERI jedoch zeigt haben der Finanzsektor von Großbritannien und auch die City of London letztlich mehr Kosten als Nutzen gebracht. [1,p.16]

Zum Beispiel hat der Finanzsektor mit ihrem Handel auch den Wechselkurs des britischen Pfunds beeinflusst. Wenn sich jedoch der Wechselkurs fälschlicherweise entwickelt dann ändert sich die Außenhandelsbilanz eines Landes. Bei einem Exportüberschuss oder Importdefizit wird die Arbeitsleistung der hiesigen Arbeitnehmer unter Wert verkauft. Und bei einem Importüberschuss oder Exportdefizit werden die hiesigen Arbeitnehmer durch Importe ersetzt und arbeitslos.

Die Angaben der Studie legen nahe dass Großbritannien ein ernstzunehmendes Problem mit dem hiesigen Finanzsektor und der City of London hat. Dazu kommt das die nominalen Kosten und ihr Anteil am BIP die dabei entstehen immer weiter ansteigen. Die Regierungen unabhängig von ihrer Partei sind jedoch nachweislich daran gescheitert diesen Trend umzukehren oder wenigstens zu stoppen.

Trotz dieser Erkenntnisse wird Großbritannien weiterhin als eines der besten Länder bei Transparency International gelistet. Im jährlichen Bericht erreicht das Land 80 von 100 möglichen Punkten. Damit ist Großbritannien auf dem 11en Platz der am wenigsten korrupten Länder. [2] [1] New SPERI report: The UK’s Finance Curse? Costs and Processes 2018-10-05
http://speri.dept.shef.ac.uk/2018/10/05/uk-finance-curse-report/
http://speri.dept.shef.ac.uk/wp-content/uploads/2019/01/SPERI-The-UKs-Finance-Curse-Costs-and-Processes.pdf
http://speri.dept.shef.ac.uk/wp-content/uploads/2019/01/Appendix-FC.pdf
[2] CORRUPTION PERCEPTIONS INDEX 2018
https://www.transparency.org/cpi2018

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