[Dossier] Euro de

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Euro Währung

Der Euro ist die Währung der Wirtschafts- und Währungsunion der europäischen Union. Der Euro wird von den teilnehmenden Ländern als Währung verwendet, ist aber nicht die souveräne Währung eines Landes.

Infolge der Währung der Wirtschafts- und Währungsunion der europäischen Union wurden aus Nationalstaaten mit eigenen Volkswirtschaften transformiert zu einer transnationalen Wirtschaft mit konkurrierenden Standorten. Denn infolge des Freihandels im gemeinsamen Binnenmarkt der EU konkurrieren die Hochlohnländer wie zum Beispiel Deutschland mit den Niedriglohnländern zum Beispiel Rumänien. Und wegen der Währungsunion des Euros haben die Länder die Möglichkeit der Abwertung ihrer Währung um ihre Außenhandelsbilanz auszugleichen verloren.
  1. Die Ungleichgewichte
  2. TARGET2
    1. Handelsbilanz
  3. NAIRU & NAWRU
    1. Grundlagen der Arbeitslosigkeit und Inflation
    2. NAIRU (Non Accelerating Inflation Rate of Unemployment)
    3. NAWRU (Non-Accelerating Wage Inflation Rate of Unemployment)
    4. Kritik

Die Ungleichgewichte

Eine Währungsunion zeichnet sich dadurch aus dass es nur einen Leitzins gibt. Und vor allem verschwinden mit einer Währungsunion die Wechselkurse. Dies führte dazu dass der Leitzins für einige Länder zu hoch und für andere Länder zu niedrig war. Außerdem entfiel mit den Wechselkursen die Möglichkeit der Länder ihre Außenhandelsbilanz auszugleichen. Eine gleichmäßige Entwicklung der Löhne und Arbeitsproduktivität in allen Euro-Ländern war also notwendig. Dies war jedoch nicht der Fall. Sichtbar wird dies an den Lohnstückkosten. Dies sind die Löhne in Relation zur Arbeitsproduktivität.

[1]

Wie man sieht unterliegt die deutsche Lohnzurückhaltung den anderen Ländern. Deutschland liefert folglich durch geringere Löhne auch geringere Preise. Und mangels Wechselkurse sind die anderen Euro-Länder den Exporten Deutschlands ausgeliefert. Aber auch ohne Deutschland würden die Ungleichgewichte bei den Löhnen bleiben. wäre Deutschland als nicht mehr im Euro, dann würde das nächste Land die Rolle des Überschusslandes einnehmen.

Die Exportüberschüsse verdrängen in den Ländern mit Exportdefizit zusätzlich Arbeitsplätze. Da die hiesige Wirtschaft durch Importe, in diesem Fall deutsche Importe, ersetzt wird. Überschussländer wirtschaftet folglich auf Kosten anderer Länder und exportiert Arbeitslosigkeit in andere Länder. Damit verstoßen die Überschussländer gegen den Maastricht-Vertrag und im Falle von Deutschland gegen das deutsche Grundgesetz. Da Deutschland einen Exportüberschuss aufweist und dieser die Vertragsgrenze von sechs Prozent überschreitet. [2] [3]

[1] NOMINAL UNIT LABOUR COSTS, TOTAL ECONOMY
http://ec.europa.eu/economy_finance/ameco/user/serie/SelectSerie.cfm
[2] Grundgesetz Artikel 109
https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_109.html
[3] Maastricht-Vertrag
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/?uri=OJ:C:1992:191:TOC

TARGET2

Die Exportüberschüsse und alle anderen Finanzbewegungen werden in der TARGET2-Bilanz ausgewiesen. Wie man sieht laufen die TARGET2-Bilanzen immer weiter auseinander.

[1]

[1] Intra Eurosystem Balances http://www.eurocrisismonitor.com/Intra_Eurosystem_balances.xlsx

Handelsbilanz

Die Handelsbilanz einer Region vergleicht die Waren und Dienstleistungen die importiert werden mit denen die exportiert werden. Darin enthalten sind auch Gewinne aus Kapitalanlagen. Die Handelsbilanz zeigt folglich um wie viel sich andere Regionen bei einer Region verschuldet haben, in diesem Fall um wie viel sich das Ausland bei Deutschland verschuldet hat. Ein Überschussland wie Deutschland erhält für die exportierten Waren und Dienstleistungen das Versprechen in Zukunft Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland zu erhalten. Oder kurz Forderungen. Die Überschüsse Deutschlands sind also zwangsläufig die Defizite anderer Länder.

Deutschland erwirtschaftet die eigenen Überschüsse primär mit anderen Ländern die ebenfalls den Euro verwenden. D.h. Deutschland hat viel Auslandsvermögen im Euro-Raum aufgebaut und dies sind die Schulden der anderen Länder.

Die Exportüberschüsse verdrängen in den Ländern mit Exportdefizit zusätzlich Arbeitsplätze. Da die hiesige Wirtschaft durch Importe, in diesem Fall deutsche Importe, ersetzt wird. Deutschland wirtschaftet folglich auf Kosten anderer Länder und exportiert Arbeitslosigkeit in andere Länder. Damit verstößt Deutschland gegen das deutsche Grundgesetz und den Maastricht-Vertrag. Da Deutschland einen Exportüberschuss aufweist und dieser die Vertragsgrenze von sechs Prozent überschreitet.

Ob die Schulden je zurückgezahlt werden ist ungewiss. Wenn Auslandsschuldner ihre Zahlung nicht mehr begleichen können dann gehen Unternehmen bankrott. Bei ganzen Ländern wertet ihre Währung ab. Damit würden dann auch die Forderungen entwertet.

NAIRU & NAWRU

International hat sich in Behörden einer Arbeitslosenquote etabliert die als zu natürlich erachtet wird. Auf Basis dieser Theorie wird international und auch in der EU Politik gemacht und es werden Entscheidungen gefällt. Bei genauerer Betrachtung offenbaren sich jedoch andere Folgen und Interessenskonflikte.

Grundlagen der Arbeitslosigkeit und Inflation

Volkswirtschaftlich betrachtet ist Arbeitslosigkeit ein mangelnder Bedarf an Arbeit oder ein Überangebot an potentieller Arbeit. Bei unveränderten Arbeitsverhältnissen und Wochenarbeitszeit ist Arbeitslosigkeit konkret ein mangelnder Bedarf an Arbeitnehmern. In der Regel wird Arbeitslosigkeit in fünf verschiedene Formen unterschieden.
  • Saisonale Arbeitslosigkeit ist hängt von der Jahreszeit ab weil zum Beispiel das Baugewerbe im Winter abflaut.
  • Friktionelle Arbeitslosigkeit liegt vor wenn Arbeitnehmer den Arbeitsplatz wechseln und kurzfristig arbeitslos sind.
  • Strukturelle Arbeitslosigkeit umfasst bestimmte Bereiche wie zum Beispiel Krisen oder Stilllegungen im Bergbau oder einer Region und es bedarf überdurchschnittlicher Anstrengungen um sie zu überwinden.
  • Konjunkturelle Arbeitslosigkeit geht mit einem konjunkturellen Abschwung einher und kann zu Massenarbeitslosigkeit führen.
  • Technologische Arbeitslosigkeit wird verursacht wenn durch Automatisierung und Rationalisierung ohne entsprechende Lohnsteigerung das erhöhte Angebot an Waren und Dienstleistungen nicht nachgefragt wird.
Friktionelle und Strukturelle Arbeitslosigkeit sind Phänomene in Abhängigkeit der Art und Natur der Volkswirtschaft. Saisonale, Konjunkturelle und Technologische Arbeitslosigkeit dagegen sind alle unterschiedliche Mängel an Nachfrage von Waren und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft. Technologischer Fortschritt durch Automatisierung und Rationalisierung darf als eine Konstante betrachtet werden. Eine entsprechende Lohnsteigerung und folglich entsprechende Nachfrage bleibt jedoch regelmäßig aus. Wenn es in der Volkswirtschaft jedoch an Nachfrage mangelt, dann muss ein Akteur intervenieren.

Der Staat kann hierfür entweder die Staatsausgaben erhöhen und damit antizyklische Fiskalpolitik betreiben. Der Staat kann aber auch das Lohnquote durch den Mindestlohn und die Arbeitsbedingungen erhöhen, wenn sich die Nachfrage infolge der Kaufkraft in den oberen Einkommensschichten staut. Die Lohnquote ist der Anteil am Einkommen der Arbeitnehmer vom gesamten zur Verfügung stehendem Einkommen in einer Volkswirtschaft. Und je geringer die Lohnquote jedoch ist desto mehr wird jedoch die Binnennachfrage fallen. Das liegt auch daran dass Menschen mit steigendem Einkommen anfangen zu sparen und mit sinkendem Einkommen weniger in der Lage sind zu sparen.

Auch von der Arbeitslosenquote hängt die Inflation ab. Mit steigendem Angebot an Arbeitnehmern bei gleichbleibender Nachfrage an Arbeitnehmern sinkt der Gleichgewichtspreis in Form des Lohnniveaus. Und mit sinkendem Angebot an Arbeitnehmern bei gleichbleibender Nachfrage an Arbeitnehmern steigt der Gleichgewichtspreis in Form des Lohnniveaus. Dazu kommt dass das Lohnniveau unweigerlich Teil der Preisentwicklung und damit der Inflation ist.

NAIRU (Non Accelerating Inflation Rate of Unemployment)

In der Volkswirtschaftslehre hat sich das Konzept der die Inflation nicht beschleunigende Arbeitslosenquote (NAIRU/Non Accelerating Inflation Rate of Unemployment) etabliert. Dies sei die Arbeitslosenquote die sich bei konstanter Inflationsrate auf Dauer einstellen wird. Hierbei wird angenommen dass die Arbeitslosigkeit sinkt, wenn die Inflation sich beschleunigt, da die Inflation die Kaufkraft und damit die Arbeitskosten senkt und folglich die Unternehmer mehr Arbeitskräfte einstellen. Und umgekehrt wird angenommen dass die Arbeitslosigkeit steigt, wenn die Inflation sich verlangsamt. Beides beruht darauf dass nominale Löhne in der Regel für eine längere Zeit festgelegt werden. [1,p.172ff] [2,p.1ff]

Nach dem Konzept von NAIRU gibt es zwei Abweichungen von davon. Wenn die Arbeitslosenquote sinkt, dann beschleunigt sich die Inflation. Der Grund ist dass die Lohnerhöhungen von den Unternehmen über steigende Preise weitergegeben werden. Und wenn die Arbeitslosenquote steigt, dann verlangsamt sich die Inflation. [1,p.181ff] [1,p.199ff] [2,p.1ff]

Die Idee für NAIRU kommt daher dass es eine Arbeitslosenquote gibt die sich auf Dauer und natürlich einstellt. Eine Abweichung hiervon ist nur mit einer beschleunigten Inflation möglich. Und ohne dauerhafte Intervention zum Beispiel durch antizyklische Fiskalpolitik steigt die Arbeitslosenquote wieder auf das Niveau von NAIRU.

NAWRU (Non-Accelerating Wage Inflation Rate of Unemployment)

In der EU wird nicht die die Inflation nicht beschleunigende Arbeitslosenquote (NAIRU/Non Accelerating Inflation Rate of Unemployment) verwendet. Stattdessen wird die die Preisinflation nicht beschleunigende Arbeitslosenquote NAWRU (Non-Accelerating Wage Inflation Rate of Unemployment) verwendet. Die EU-Kommission nimmt als Grundlage für Berechnung der Inflation die Lohnstückkosten. Dies sind die Löhne in Relation zur Arbeitsproduktivität. [2,p.3] [3]

Auffallend ist dass die EU-Kommission als Maß für die Inflation ausgerechnet die Lohnstückkosten verwendet. Damit gesteht die EU-Kommission ein dass die Inflation den Lohnstückkosten folgt. Die unterschiedliche Entwicklung der Lohnstückkosten innerhalb der Euro-Zone ohne die Möglichkeit die Außenhandelsbilanzen durch Wechselkurve auszugleichen ist jedoch ein großes Problem innerhalb der Euro-Zone. Hierbei verweigert sich die EU-Kommission jedoch diesem Zusammenhang.

Nach dem Konzept von NAWRU gibt es die gleichen zwei Abweichungen von NAWRU wie bei NAIRU. Wenn die Arbeitslosenquote sinkt, dann beschleunigt sich die Entwicklung der Lohnstückkosten und damit die Inflation. Der Grund ist wieder dass die Lohnerhöhungen von den Unternehmen über steigende Preise weitergegeben werden. Und wenn die Arbeitslosenquote steigt, dann verlangsamt sich die Entwicklung der Lohnstückkosten und damit die Inflation.

Kritik

Diverse Staaten mit dem Euro als Währung befinden sich seit langem in einer Krise und weisen Arbeitslosenquoten von 10%, 20% oder fast 30% auf. Die EU-Kommission verwendet trotzdem ihre eigenen Zahlen für natürliche Arbeitslosenquoten (NAWRU/Non-Accelerating Wage Inflation Rate of Unemployment). Nach dem Stand von 2017 erachtet die EU-Kommission also Arbeitslosenquoten wie zum Beispiel 13.5% für Griechenland, 15.9% für Spanien, 9.5% für Frankreich, 10.1% für Italien oder 9.2% für Zypern für Normal. Die Menschen vor Ort werden diese vermeintliche Normalität vermutlich anders sehen. [4]

Es ist fraglich ob eine gesamte Volkswirtschaft sich von einer einzelnen Behörde die zu akzeptierende Arbeitslosenquote vorschreiben sollte. Diejenige Behörde welche die Aufgabe hat diese Arbeitslosenquote zu bestimmen könnte eine ganz andere Agenda ausführen. Und da es bei NAIRU und NAWRU um die Begrenzung der Inflation geht und die offiziellen Zahlen für NAWRU ohnehin sehr hoch sind, kann davon ausgegangen werden dass eigentlich höhere Löhne verhindert werden sollen.

Wenn eine Seite die Bedingungen diktiert wird jedoch zu Recht von einem Marktversagen gesprochen. Wenn das Lohnniveau jedoch dauerhaft stagniert, dann verringert dies auch die Anreize für Arbeitgeber die Arbeitsproduktivität durch Investitionen zu erhöhen. Ein stagnierendes Lohnniveau hindert also den technologischen Fortschritt und den Anstieg der Arbeitsproduktivität.

[1] OECD Economic Studies No. 33, 2001/II - ESTIMATING THE STRUCTURAL RATE OF UNEMPLOYMENT FOR THE OECD COUNTRIES
http://www.oecd.org/social/labour/18464874.pdf
[2] EUROPEAN ECONOMY - Economic Papers 455 | May 2012 Structural unemployment and its determinants in the EU countries
https://ec.europa.eu/economy_finance/publications/economic_paper/2012/pdf/ecp_455_en.pdf
[3] Sind 14 Prozent Arbeitslose schon zu wenige? 2019-02-27
https://www.manager-magazin.de/politik/europa/arbeitslosigkeit-in-spanien-laut-eu-zu-niedrig-a-1255221.html
[4] AMECO
https://ec.europa.eu/economy_finance/ameco/user/serie/SelectSerie.cfm
[5] On Econometrics with a Human Face and Business Cycles: A Reply to Fioramanti and Waldmann’s Criticism on the EU’s NAWRU Methodology - ECONOMIC BRIEF 022 | MARCH 2017
https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/eb022_en_0.pdf