[Rezension] Alexander Teske - Inside Tagesschau - Blinde Flecken

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[Review] Alexander Teske - Inside Tagesschau - Blind Spots

Alexander Teske ist ein deutscher Journalist und hat bis Ende 2023 und damit sechs Jahre in der Planungsredaktion der Tagesschau in Hamburg-Lockstedt gearbeitet. Davor hat Teske fünfzehn Jahre beim MDR in Leipzig und fünf Jahre bei Pro Sieben, Sat.1 und RTL gearbeitet. Mit seinem Buch "Inside Tagesschau" liefert Teske bislang unbekannte Einblicke in den öffentliche rechtlichen Rundfunk.

Mieten & Lebenshaltungskosten

Zwar sind Wohnungsnot und hohe Mieten Deutschlandweit ein sehr greifbares Problem, die Tagesschau hat dieses Problem jedoch lange vernachlässigt. Teske führt dies unter anderem auf das hohe Einkommen und den hohen Lebensstandard der Journalisten zurück. Entsprechend mangelt es der Tagesschau nicht nur an Berichterstattung über zu hohe Mieten sondern insgesamt über zu hohe Lebenshaltungskosten.

Auch die Verzweiflung über wenige bezahlbare Wohnungen hat es spät und unzureichend auf die Themenliste geschafft. Denn festangestellte Tagesschau-Redakteure leben häufig in der eigenen Immobilie. Zuwanderung sehen sie auch deswegen mit anderen Augen, weil sie weniger damit in Berührung kommen. In ihren Wohnvierteln und an ihrem Arbeitsplatz begegnen sie selten Migranten. Auch das Gendern ist vielen Redakteuren ein Herzensanliegen – die Mehrheit ihrer Zuschauer lehnt es ab. Die Berichterstattung über Gaspreisbremse und Tankrabatt hat selten erwähnt, dass alle Einkommensschichten davon profitieren, auch die, die es nicht nötig haben. Die Gutverdiener profitieren sogar überproportional, da sie in größeren Wohnungen wohnen und größere Autos fahren. [1, p.47]

Ostdeutschland

Als gebürtiger Sachse kritisiert Teske die Tagesschau für die mangelnde Berichterstattung über die noch immer herrschenden Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland, wie zum Beispiel der Ernennung der Bundesbeauftragten für die Opfer der SED Diktatur. Teske sieht als eine Ursache dafür die geringe Anzahl der Redakteure mit ostdeutscher Sozialisation. So seien nur etwa 10 von 300 Mitarbeitern mit ostdeutscher Sozialisation anstatt 50 von 300 wie es entsprechend der Bevölkerung sein sollte und Chefsprecher der Tagesschau mit ostdeutscher Sozialisation kann nur Jens Riewa genannt werden.

Teske kritisiert aber auch das fehlende Verständnis für die Stimmung in Ostdeutschland. So hat die ostdeutsche Moderatorin Rommy Arndt Kritik geerntet, nachdem sie sich gegen die Lieferung von Panzern an die Ukraine ausgesprochen hat. Während transatlantische beziehungsweise pro westliche Sichtweisen der Normalfall sind, bleiben pro ostwärtige oder generell andere Sichtweise wenn überhaupt eine Ausnahme. [1, p.138-156]

Migration

Obwohl sich seit der gestiegenen Migration von 2015 die Stimmung in der Bevölkerung geändert hat, bestehe der öffentlich rechtliche Rundfunk auf seine befürwortende Haltung und wohlwollende Beurteilung von 2015. Und Teske kritisiert dass über den Themenkomplex Migration entweder nicht oder unverhältnismäßig berichtet. Zum einen hat die Tagesschau wiederholt nicht, kaum oder verspätet über Morde durch Asylbewerber im Zuge der Migration seit 2015 berichtet, wie z.B. über den Mord an Maria L. in Freiburg im Breisgau im Oktober 2016, den Mord an Mia V. in Kandel im Dezember 2017 oder den Streit mit tödlichen Ausgang in Köthen im September 2018.

Teske beschreibt wie die Redaktion der Tagesschau sich wiederholt gegen solche Fälle entscheidet, diese seien entweder nur von lokaler Bedeutung oder würden so mit deutschen Staatsangehörigen als Tätern genauso passieren. Und wenn die Tagesschau sich über solche Fälle berichtet, dann steht der Vorwurf der islamfendlichkeit in Vordergrund, wie z.B. beim Angriff auf Michael Stürzenberger von der Bürgerbewegung Pax Europa (BPE) im Mannheim im Mai 2024. [1, p.195-205]

[Rezension] Alexander Teske - Inside Tagesschau - Wie wird entschieden
[Rezension] Alexander Teske - Inside Tagesschau - Moralisierung statt Berichterstattung 2025-09-15

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[1] Alexander Teske - Inside Tagesschau- ISBN 978-3-784437316

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