[Wirtschaft] Wie Deutschland zum Euro-Exportweltmeister wurde

Am 1. Januar 2005 wurde das Vierte Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz IV) eingeführt. Es regelt die Sozialleistungen in Deutschland. Mit dieser Änderung wurden die Sozialleistungen gekürzt. Diese dienen in indirekter Weise als Mindestlohn da Menschen weniger geneigt sind für einen Lohn zu arbeiten der unter den Sozialleistungen liegt. Die deutsche Bundesregierung hat damit das Lohnniveau gesenkt. [1] Und auf dem Weltwirtschaftsforum im Schweizer Davos hat der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder den damit geschaffenen Niedriglohnsektor gelobt.
We have a fantastic labour market in germany at the moment. A very well funtioning good low wage labour market. [2]
Damit begann die Zeit der Lohnzurückhaltung in Deutschland. Dies wurde in einem Appell verschiedener Ökonomen gelobt. Diverse Ökonomen wie z.B. Hans-Werner Sinn haben dieses Verhalten für gut befunden. [3] Während die Anzahl der Arbeitslosen stetig geringer wurde, blieb die Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden jedoch gleich. Es wurde also keine Arbeit geschaffen. Die verfügbare Arbeit wurde lediglich auf mehr Menschen verteilt.


[4] Besonders deutlich wird dies wenn die Zahlen normiert werden.


[4] Deutschland ist 1999 aber auch der Euro-Währungsunion beigetreten. Und eine Währungsunion zeichnet sich dadurch aus dass es nur einen Leitzins gibt. Und vor allem verschwinden mit einer Währungsunion die Wechselkurse. Dies führte dazu dass der Leitzins für einige Länder zu hoch und für andere Länder zu niedrig war. Außerdem entfiel mit den Wechselkursen die Möglichkeit der Länder ihre Außenhandelsbilanz auszugleichen. Eine gleichmäßige Entwicklung der Löhne und Arbeitsproduktivität in allen Euro-Ländern war also notwendig. Dies war jedoch nicht der Fall. Sichtbar wird dies an den Lohnstückkosten. Dies sind die Löhne in Relation zur Arbeitsproduktivität.


[5] Wie man sieht unterliegt die deutsche Lohnzurückhaltung den anderen Ländern. Deutschland liefert folglich durch geringere Löhne auch geringere Preise. Und mangels Wechselkurse sind die anderen Euro-Länder den Exporten Deutschlands ausgeliefert. Aber auch ohne Deutschland würden die Ungleichgewichte bei den Löhnen bleiben. wäre Deutschland als nicht mehr im Euro, dann würde das nächste Land die Rolle des Überschusslandes einnehmen.

[1] Viertes Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt
https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl103s2954.pdf#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl103s2954.pdf%27%5D__1545063076015
[2] Davos Annual Meeting 2005 - Gerhard Schröder 2007-04-30
https://youtu.be/k6ElcwqoOqM?t=21m10s
[3] Hamburger Appell
https://web.archive.org/web/20130226021243/http://www.wiso.uni-hamburg.de/fileadmin/wiso_vwl_iwk/paper/appell.pdf
[4] Frohe Kunde aus dem "Jobwunderland" Deutschland. Da lohnt ein genauerer Blick auf die Zahlen und die andere Seite der Medaille| 2018-01-03
https://aktuelle-sozialpolitik.blogspot.com/2018/01/frohe-kunde-aus-dem-jobwunderlanderland.html
[5] NOMINAL UNIT LABOUR COSTS, TOTAL ECONOMY
http://ec.europa.eu/economy_finance/ameco/user/serie/SelectSerie.cfm

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